„Stör‘ ich?“ – „Nein – wir wollten sowieso gerade die 2014er Fassprobe unterbrechen – zu viel des Guten; morgen geht’s weiter“. So die nette Begrüßung von Marc Weinreich, der mir mit seinem Bruder Jan im Verkostungsraum des Weingutes inmitten einer Ansammlung von Flaschen freundlich einladend zunickt.

Weinreich – so der Name des Weingutes und dort gibt es – Nomen est Omen - auch tatsächlich reichlich Wein und das aus ökologischem Anbau. Einen kleinen Auszug davon konnte GULU gemeinsam mit Marc in den nächsten 2 ½ Stunden besprechen und verkosten. Und in den Genuss eines Teils der unterbrochenen 2014er Fassweinprobe kam GULU dabei auch noch.

2009 hat die junge Generation das elterliche Weingut übernommen, nach dem viel zu frühen Tod des Vaters. Heute umfasst das Weingut rund 16 ha. Marc ist der Betriebsleiter und vertritt das Weingut nach außen, Jan ist der Kellermeister – aber vieles geht ’Hand in Hand‘, um das junge Weingut nach vorne zu bringen. Dass dies beiden bisher ganz gut gelungen ist, zeigt sich bereits vielfältig und nachhaltig in der Weinfachpresse. Und der 2013er ORANGE, der mich ’ins Weinreich‘ zog, schaffte es im Januar sogar bis ins Fernsehen.

Mit der Übernahme des Weingutes war es für die Brüder klar: Wir arbeiten ökologisch, bio zertifiziert – charakterstarke Weine, die ihre Natürlichkeit bewahren. 2012 war der erste offizielle Biojahrgang. Und 2012 wurde auch erstmals mit handentrappten Beeren einschließlich Schale, mit WEISS AUF MAISCHE ’rumgespielt. Wie werden die Phenole reagieren, die dem Wein Farbe und Tannin liefern (vom Rotwein kennen wir das ja zu Genüge)?

2013 ging es dann richtig zur Sache: offene Büttengärung als Spontanvergärung –  hier verwandeln die natürlicherweise auf der Beerenschale vorkommenden Hefen den Traubenzucker in Alkohol um. Beste Qualität von Weißburgunder und Chardonnay, ’Lagenweinmaterial‘ – wie Marc erklärt - wurden hier zu einer Cuvée mit dem einfachen Namen ORANGE vereinigt: banales Statement. Entstielt und leicht angequetscht mit einer Maischestandzeit von mehreren Tagen – so erfolgte die Auslagerung der Phenole und Aromastoffe. Der ‘Maischekuchen‘ wurde täglich behutsam aufgerührt und untergestoßen. In Woche 7 gärte es kräftig und anschließend folgte ein Hefelager bis zur Flaschenfüllung im Juli des vergangenen Jahres.

Dabei ist dieser Wein gar nicht so intensiv orange, wie sein Name vermuten lässt – er wirkt heller.

Für ungeübte Gaumen ist er unter den Orangenen einer von denen, die einem bereits in jungen Jahren, d.h. wenige Monate nach Abfüllung, den Zugang erleichtern zu dieser ungewohnten Art von Wein, der konsequent gegen den aktuellen Trend des fruchtig, frischen, klaren und strahlenden Weißwein-Typ geht. Sein Potential erschließt sich einem auch eher bei ca. 16 Grad als gut gekühlt aber – beginnen Sie ruhig bei etwas niedrigerer Temperatur: der Wein erwärmt sich ja im Glas von selbst und Sie können die Geschmacksveränderung dann selbst miterleben und ihren persönlichen Temperatur-Geschmacks-Favoriten herausfinden.

Mit dem Jahrgang 2014 erwartet uns dieses Mal ein ORANGE aus 100% Weißburgunder und ich bin gespannt, wie die Reise weitergeht.

Neben dem ORANGE konnte ich auch dem Lagenwein des 2012er Bechtheimer STEIN Schwarzriesling nicht wiederstehen.

Dieser Wein ist nicht maschinell belastet und wurde nach 24 Monaten Reife im Barrique leichttrüb und unfiltriert abgefüllt.

Auch ihn heißt GULU in seinem FUNDUS herzlich willkommen.

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