Der Praxistest des Wein-Gutschein-Führers Rheinhessen 2015 führte mich unter anderem zu Dr. Roland Hinkel, Inhaber des gleichnamigen Weingutes in Framersheim. In der gemütlichen Probierstube nahm sich Dr. Hinkel alle Zeit, um GULU ausführlich einen vielfältigen und genussvollen (!) Querschnitt seines Weinangebotes zu präsentieren.

 

Dr. Hinkel legt Wert darauf, der Natur freien Lauf zu lassen und setzt im Keller weder Filter noch Schönungsmittel ein. Hier werden nur vegane Verfahren zur Klärung der Weine verwendet, wie Aktiverde und Bentonit, eine natürliche Mineralerde. Die Flaschen werden zwischenzeitlich ALLE verschraubt; für Dr. Hinkel ist dies der dichteste und neutralste Verschluss – Knack statt Plopp.

Der Sauvignon Blanc passe als Rebsorte der ’Neuen Welt‘ ganz gut in die Region, so mein Gesprächspartner und beim vielseitigen, geschmacklich variablen Riesling zeige sich die Bodenart besonders gut, auf der er wächst. Wunderbar auch die Chardonnay Spätlese trocken Barrique des Jahrgangs 2012, die GULU bei den weißen Premiumweinen besonders mundete: Grüne Lese, auf 40 bis 50 hl/ha ertragsreduziert, volle Reife mit Säureabbau bereits am Stock, feine Vanille aus dem Barriquefass ohne dass die Holztöne überwiegen – die Fruchtaromen bleiben ausdrucksstark. Der geht mit in meinen FUNDUS!

In Dr. Hinkels Weinliste findet sich keine Cuvée. “Da bin ich ein wenig konservativ“, so der Winzer. Und obwohl nach Deutschem Weingesetz ein Wein schon als sortenrein bezeichnet werden darf, wenn er zu 85% aus den Trauben der jeweiligen Rebsorte besteht – für Dr. Hinkel gibt es hier keine Kompromisse: Immer 100% - was auf dem Etikett steht ist auch in vollem Umfang in der Flasche!

Bei den Roten findet man ganz klar den Spätburgunder auf der Weinliste, aber auch z.B. St. Laurent, eine alte Rebsorte, die ihren Namen dem Umstand verdankt, dass sich die dickhäutigen Beeren um den Laurentiustag  (10. August) von grün auf rot verfärben.

Dass der Klimawandel für den deutschen Wein durchaus positive Auswirkungen hat, zeigt sich auch in Rebsorten, die nun nicht gerade typisch für Rheinhessen sind, zwischenzeitlich aber exzellente Weine hervorbringen. Der Cabernet Sauvignon wächst auf bester Lage und das eingesetzte Holz (Drittbelegung) dient allein der kräftigen Struktur und Farbstabilisierung; Vanilletöne sind hier nicht erwünscht. Besonders stolz ist Dr. Hinkel auf den Shiraz, von welchem 1.000 Rebstöcke in seinen Weinbergen gepflanzt sind. Für diese Rebsorte ist sein Weingut Experimentierbetrieb in Rheinhessen. Auf die Idee, mit dieser Rebsorte Erfahrungen zu sammeln kam Dr. Hinkel bei einem Australienurlaub vor knapp 10 Jahren. Und der Shiraz schickt sich an, ein lohnendes Experiment zu werden.

Zum Schluss kommt aber erst richtig Farbe ins Spiel! Dr. Hinkel führt mich in die erste Etage, wo es einen besonderen Eventraum gibt, in welchem Farb-Wein-Proben angeboten werden – ja das findet man nicht alle Tage! “Der Einfluss von Farbe, Bildern und Musik schafft neue Dimensionen in der Wahrnehmung der Typizität der Weine. Durch die Farb-Wein-Probe wird zugleich ein leichterer und verständlicher Zugang zum komplexen Thema der Aromenvielfalt geebnet.“

Mit diesem innovativen Angebot überzeugte er auch Great Wine Capitals in Mendoza (Argentinien). In einem hochkarätigen Bewerberfeld konnte sich das Weingut Dr. Hinkel im internationalen Vergleich behaupten und wurde mit dem ’Best of Winetourism-Award 2015‘ ausgezeichnet.

An dieser Farb-Wein-Probe muss GULU demnächst ‘mal teilnehmen und sich seine Sinne beim Riechen und Schmecken durch die speziellen Illuminationen durcheinander wirbeln lassen – hört sich doch spannend an.

Was man nicht alles durch den Wein-Gutschein-Führer in Erfahrung bringt …