O(h) W(eh) oder O(ther) W(hite)

Orange Wine” -  die 4. Farbe neben Weiß, Rosé und Rot

Zunächst - “Orange Wine”  ist nichts anderes als Weißwein, der wie ein Rotwein auf der Maische vergoren wird. Durch die Maischestandzeit werden mehr Farbstoffe aus den Beerenschalen gezogen und es entsteht so die im Gegensatz zu einem herkömmlichen Weißwein intensivere dunkelgelbe bis orange Farbe, die den Weinen zu ihrem Namen verhalf. Auch gehen mehr Tanine in den Most über, so dass die Struktur eher an einen Rotwein erinnert. Eigentlich also gar nicht so spektakulär, oder? Dieses Verfahren der Weinherstellung ist zudem nicht neu, lediglich wieder neu entdeckt – Retro sozusagen...

Und dennoch ist ’Orange Wine’ zum Reizthema in der Weinwelt geworden:

‘Orange Wine ist eine ... Welt- und Weinverbesserung, die die Weinwelt heimsucht, wie Läuse die Schulkinder ...  ist eine Plage, eine Pest ... ist eine Kopfgeburt, die keinem schmeckt, weil sie nicht schmecken kann ... (Captain Cork)’. Auch für den renomierten Weinkritiker Robert  Parker Junior, der für Orange Wine  – zurückhaltend formuliert – wenig übrig hat, sind diese Weine zum Glas des Anstoßes geworden.

Aber warum denn bei orange eigentlich rot sehen oder sich schwarz ärgern oder sich ereifern, bis man giftgrün wird (ok – das wären jetzt auch 4 Farben...)?

Nur weil dieser Wein anders ist? Und “Anders sein” macht uns ja immer ein wenig Angst ...

Nur weil Konkurrenz droht? Wobei doch eigentlich Konkurrenz das Geschäft belebt ...

Vielleicht werden aber auch “Orange Wines”, “Natural Wines”, die ganze Bandbreite der unterschiedlichen Ausbauarten u.v.m. oftmals miteinander vermischt und dann undifferenziert über einen Kamm geschoren ...

Vor 30 Jahren war im Weinland Deutschland der Einsatz von Barrique in der Kellerwirtschaft nahezu unvorstellbar und anfangs wurde dies sogar ein wenig verteufelt - heute regt sich darüber keiner mehr auf – ganz im Gegenteil. Auch war es z.B. von den 1930er Jahren bis 1986 an der Mosel untersagt, Rotwein anzupflanzen und kaum einer traute anschließend den Moselwinzern zu, einen ordentlichen, geschweige denn einen Spitzen-Rotwein zu erzeugen. Markus Molitor und viele andere lassen grüßen.

Sollten wir deshalb nicht mit Gelassenheit in die Diskussion gehen, um uns in Ruhe dem Thema Orange Wine zu widmen und uns einfach auf das einlassen, was uns heute schon und in den nächsten Jahren von deutschen Winzern an Orange Wine angeboten wird ?

Keiner wird gezwungen etwas zu trinken, was ihm nicht schmeckt – aber das ist ja bei Weiß, Rosé und Rot auch nicht anders. Allerdings könnte Orange Wine das Spektrum Weingenuss um eine neue, wenn auch (noch) ungewohnte Facette bereichern und – ganz unaufgeregt : es ist doch nur ein anderes Weiß ...

 

Die ersten 'Orangen‘ sind zwischenzeitlich in meinem FUNDUS angekommen und ich werde nichts unversucht lassen ...